Susanna: Wie geht es dir in der aktuellen Zeit?
Jan Fülbier: Gesundheitlich geht es mir gut obwohl ich zu der Risikogruppe der Verwandten zähle. Ich gehe aber trotzdem arbeiten, für die ganzen Kinder, für mich, und damit alle anderen auch arbeiten können.
Wenn wir Erzieher nicht in diesen Zeiten die Notbetreuung sichern würden, wäre es sicher auch schwer gewesen, das Polizisten, Krankenpfleger, Feuerwehrleute und Angestellte im Einzelhandel überhaupt ihren Job nach gehen könnten.
Wird leider nie erwähnt 🙁
Ansonsten genieße ich die Zeit der leeren Straßen, dass sich die Natur erholt, dass man nicht weiß ob Sonntag oder Montag ist und viele Dinge, um sich mal selbst wieder, um sich zu kümmern.
Wenn alle 3 Monate man 1 Monat Pause macht in der Welt, dann wäre das ein Segen für uns alle.
Susanna: Was vermisst du am meisten in der Zeit?
Jan Fülbier: Ich vermisse am meisten in der Zeit, die klare Richtlinien für alle Menschen nicht nur in Oranienburg oder Deutschland. Ich vermisse Hilfe für Länder, die Hilfe brauchen.
Man unterstützt die Bundesliga, Adidas, die Lufthansa usw, aber man schafft es nicht, Kinder normal in die Schule gehen zu lassen, Spielplätze zu nutzen und überhaupt ihre Grundeigenen Kinderrechte (Menschenrechte) zu sichern.
Ich vermisse klare Ansagen und Regeln in dieser Zeit, auch wenn sie so neu ist.
Keiner weiß was zu machen ist in solchen Coronaphasen, in dieser Form gab es ja so etwas noch nie, aber ein Land was alles an Regeln, Normen und Genauigkeiten für sich in dieser Welt beansprucht (von TÜV bis Grundstückseintrag) versagt völlig!!
Ihr Kinder, besonders in Kitas und Grundschulen bekommt genau das vorgelebt was man nicht erwartet von euch!
Ihr seid die nächste Generation, die damit aufwächst und ich hoffe, ihr zieht eure Erfahrungen aus den Fehlern der Alten!
Susanna: Wo hast du schon gearbeitet?
Jan Fülbier: Als ich noch klein war … habe ich jeden Samstagmorgen Brötchen für alle Leute im Haus geholt und auch am Samstag habe ich die Autos geputzt. Damals durften wir das noch, ich habe Altstoffe weggebracht (Frag mal deine Eltern) und ich habe Nachhilfe für Kinder aus dem Kinderheim gegeben.
Während meines Studiums und der Ausbildung habe ich Regale in einem Kaufhaus aufgefüllt, war kellnern, habe auf dem Bau meines Vaters Holz sortiert und war dann nebenbei (mit Ausbildung Eventkaufmann) selbständig tätig in Berlin für viele Verwaltungen, Feste und Feiern.
Nach meinem Abschluss als staatlich anerkannter Erzieher habe ich in Köpenick einen Schülerclub geleitet. Dort habe ich Kinder der 4 – 6. Klasse betreut weil es keinen Hort gab. Den haben wir mit den Eltern zusammen organisiert.
Dann kam Oranienburg. Zuerst war ich in Lehnitz im Hort tätig und ,,durfte´´ dann noch in die alte- Comenius Schule im Schlosspark.
Wie du weißt, sind wir in den Neubau gezogen nach Süd und nun bin ich in (noch) der Havelschule. Im Moment mache ich eine Ausbildung für Kita und Hortleitung.
Susanna: Wieviel Gruppen hast du schon betreut im Hort?
Jan Fülbier: In Köpenick zwei Jahre 4-6. Klasse. In Lehnitz 2. Klassen bis zur 4.Klasse.
In der Comenius Schule 3. Klassen ab der ersten Klasse und im Moment eine 2. Klasse.
Es ist schön, überraschend und komisch wenn man von ehemaligen Kindern in Oranienburg gegrüßt wird, die jetzt 18 sind und größer als man selbst.
Die kennen mich immer noch, also hatten sie eine schöne Zeit!!!
Susanna: Gab es in deiner Schulzeit auch einen Hort?
Jan Fülbier: Ja es gab einen Hort. Meine Eltern waren beruflich viel unterwegs.
Ich war von 6:00 Uhr der erste und 18:00 Uhr der letzte im Hort. Ich kenne das und kann bei jedem mitfühlen, den es heute noch betrifft. „Tränen lügen nicht“ liebe Susanna 🙂
Susanna: Macht dir deine Arbeit in der Havelschule Spaß?
Jan Fülbier: Deine Frage ist nicht so leicht zu beantworten.
Ich habe diesen Beruf des Erziehers gewählt, weil es für mich richtig und wichtig ist euch Kindern den Tag zu verschönern, euch was vom Leben beizubringen, mit euch die Welt zu gestalten und auch viel Spaß und auch manchmal Quatsch haben darf , damit auch eure Eltern wissen:
Hier geht es ihnen gut, sie lernen was, ihr kommt glücklich nach Schule und Hort gesund nach Hause.
Es spielt keine Rolle an welcher Schule man arbeitet, das kann man sich nicht immer aussuchen. Ich wäre gerne in der Comenius geblieben!!!!
Ich habe eine feste Gruppe , das ist anders als in der offenen Arbeit bei euch.
Sie fühlen sich wohl, wir haben Spaß und das ist entscheidend.
Ich vermisse Disco, Fußball, Basketball + die Zeitung und all die Projekte , die ich mit Hr. Luckmann aufgebaut habe und euch auch!!!
Aber auch ich muss dazu lernen und verstehen warum manche Dinge so gemacht werden wie sie sind.
EHRLICH: Also meine Arbeit macht mir auch Spaß mit den Kindern, mit einigen Kollegen, aber nicht dort wo man will!
Noch nicht!
Susanna: Was sind deine Hobbys?
Jan Fülbier: Mein Lieblingshobby, wenn man es so nennen kann ist und bleibt meine Tochter die ich leider viel zu selten sehe.
Aber manchmal klappt nicht alles im Leben und Familie. Ihr geht es gut und sie ist in den besten Händen auch wenn wir uns nur am Wochenende sehen.
Musik machen, Gitarre, Schlagzeug und Bass spielen, Lieder singen und tanzen sind die Dinge wo ich am meisten entspannen kann und Freude habe.
Ich mag auch sehr gerne und gut kochen für andere und mich. Im nächsten Leben bin ich Koch, mal schauen. 🙂 !!
Frag Hr. Luckmann, er wäre sicher sonst verhungert 🙂 !
Ich lese auch viel und beschäftige mich mit vielen Ideen und Aktionen (mit Hr. Luckmann ), um euch Kindern den Tag so schön und lehrreich zu machen, wie es nur geht.